Add-on Screening
zur Mundkrebsvorsorge

Orales Screening bei PatientInnen mit Fanconi-Anämie
unter Einsatz der Bürstenbiopsie

Besonderheiten der Fanconi-Anämie

PatientInnen mit Fanconi-Anämie (FA) haben ein deutlich erhöhtes Risiko, an einem Plattenepithelkarzinom zu erkranken. Diese sehr aggressive Tumoren treten in dieser Population bereits zu einem ungewöhnlich frühen Lebensalter auf und ohne, dass die Patienten gegenüber den typischen Noxen wie Alkohol und Tabak exponiert sind.

Aufgrund des zugrundeliegenden DNA-Reparaturdefektes bei FA sind diese Patienten zudem hypersensibel gegenüber vielen klassischen Chemotherapeutika. Daher können die Standard-Protokolle zur Behandlung von oralen Karzinomen bei Patienten mit FA nicht angewandt werden.

Dem Screening zur Früherkennung von oralen Tumoren und ihren Vorläuferläsionen kommt daher insbesondere bei diesen Patienten eine besondere Bedeutung zu.

Erschwerend in der klinischen Routine ist, dass FA-Patienten häufig sichtbare Veränderungen der Mundschleimhaut haben, so dass nicht jede Läsion mittels invasiver Biopsie abgeklärt werden kann.

Trotz eines erhöhten Mundkrebsrisikos der FA Betroffenen sind die meisten sichtbaren Veränderungen (noch) keine Krebsvorstufen.

Eine große, prospektive Studie konnte die diagnostische Sicherheit von nicht-invasiven Bürstenbiopsien zur Bestimmung sichtbarer oraler Läsionen mittels zytologischer Analysen in der FA-Population zeigen. 

Aus den Erkenntnissen der Studie wurde das „Add-on Screening zur Mundkrebsvorsorge bei Patient*innen mit Fanconi-Anämie“ entwickelt.

Ziel des Add-on Screenings ist, die Bürstenbiopsie als zusätzliches Tool im Screening einzusetzen (vs Ca-Diagnosestellung).

So eingesetzt, können sehr frühzeitig Veränderungen sichtbarer Läsionen der Mundschleimhaut im Verlauf  zytologisch bestimmt werden.  Die Entwicklung einer Läsion zu einer schweren Dysplasie kann so intensiver beobachtet werden und dadurch frühzeitig Schritte zur histologischen Diagnose bzw. Therapie eingeleitet werden.

Grundlagen des Add-on Screening

Die Studie

„Diagnostic Accuracy of Brush Biopsy–Based Cytology for the Early Detection of Oral Cancer and Precursors in Fanconi Anemia“

konnte die diagnostische Sicherheit von nicht-invasiven Bürstenbiopsien zur Bestimmung sichtbarer oraler Läsionen mittels zytologischer Analysen in der FA-Population zeigen. 


Hier können Sie ein PDF mit allen Grundlagen der Studie herunterladen.
Es sind alle Schritte des Add-on Screening Prozesses (Inspektion, Dokumentation, Bürstenbiopsie und Labor/Zytologische Analyse) beschrieben

Alle SOP (Standard operating procederes) für Add-on Screening

HIER können Sie eine Broschüre (PDF) mit allen Informationen zum Add-on Screening herunterladen.

HIER können Sie die Therapierichtlinien für PatientInnen mit Fanconi-Anämie des Deutschen FA-Registers der MHH herunterladen (PDF, siehe vor allem Seite 6 ff).

HIER können Sie ein Kapitel aus den Internationalen Guidelines des FARF herunterladen (PDF).

HIER ist eine Übersicht, welche Vorsorgeuntersuchungen Erwachsene mit FA regelmäßig durchführen sollten.

Materialien & Anleitungen

Häufig sind orale potentiell maligne Läsionen bei Patienten mit FA klein und damit leicht zu übersehen. Daher sollte die Inspektion der Mundhöhle systematisch durchgeführt werden, damit kein Bereich übersehen wird, z.B.:

o Inspektion der äußeren Gingiva beginnend beim oberen rechten Quadranten, fortlaufend mit den restlichen Quadranten inklusive retromolare Region

o Inspektion der inneren Anteile der Gingiva nach gleichem Schema

o Inspektion des Gaumens, der Gaumenbögen und der Tonsillen

o Inspektion der Zunge: Zungenrücken, Zungenseite, Zungenunterseite

o Inspektion des Mundbodens

o Inspektion der rechten und linken Wange inkl. Umschlagfalten

o Inspektion der Lippen

 Sichtbare Veränderungen der Mundschleimhaut bei Patienten mit FA sind häufig. Plattenepithelkarzinome bei Patienten mit FA treten besonders häufig in den sichtbaren Anteilen der Mundhöhle auf. Hier sind insbesondere die Zunge und die Gingiva der hinteren Zähne betroffen.

Die Foto-Dokumentation jeder sichtbaren Läsion ist unabdingbar, um bei den häufig persistierenden Läsionen Veränderungen wie Größe, Oberflächenbeschaffenheit, Beschaffenheit, Farbe u.ä. über die Zeit besser beurteilen zu können.

Darüber hinaus ist die exakte anatomische Dokumentation notwendig. Der Gebrauch einer Mundlandkarte zusätzlich zur Klartext-Beschreibung hat sich hier als sehr zuverlässig erwiesen. Die exakte anatomische Dokumentation ermöglicht:

o Bei einem auffälligen zytologischen Ergebnis einer Durchführung einer invasiven Biopsie an exakt der gleichen Stelle

o Die bessere Zuordnung bei Vorhandensein mehrerer Läsionen zu den Fotos und Abstrichen.

Die Mundlandkarte sollte bei dem abstreichenden Arzt in der Patientenakte verbleiben.

Beide Dokumentationssysteme sind zudem für eine höhere Transparenz und Vergleichbarkeit im Austausch mit ärztlichen Kollegen und dem Patienten geeignet.

HIER können Sie eine grafische Mundlandkarte (PDF) zur Dokumentation gefundener Läsionen herunterladen.

HIER ist eine Empfehlung, zum Bezug eines kleines Bürstenbiopsie-Kits (Enthält 10 Transportbehälter mit Fixationsmedium und 10 Zellkollektoren und Anleitung).

 

Diese Materialien empfehlen wir zur Durchführung einer Bürstenbiopsie:

  • Zellkollektoren: Orcellex brushes (Rovers Medical Devices, Oss, The Netherlands)
  • Transportbehälter mit Fixationsmedium: BD SurePath (BD Biosciences, Heidelberg, Germany)

In diesem Hand-on-Video können Sie lernen, wie eine Bürstenbiopsie durchgeführt wird.

 

 

Die Zellkollektoren (Bürsten) mit gutem Druck 15mal auf der sichtbaren oralen Läsion entweder im Uhrzeigersinn oder gegen den Uhrzeigersinn drehen. Wichtig ist, die gleiche Drehrichtung beizubehalten, um bereits abgestrichenen Zellen durch Änderung der Drehrichtung nicht wieder zu verlieren.

Überführung der Bürste in den Transportbehälter mit Fixationsmedium.
Sofern notwendig (z.B. wenn die sichtbare Schleimhautveränderung an einer diffizilen anatomischen Stelle ist; Sie den Eindruck haben, nicht genügend Zellen mit einer Bürste entnommen zu haben) benutzen Sie eventuell eine zweite Bürste und wiederholen den ersten Vorgang und überführen die zweite Bürste in den gleichen Transportbehälter, in dem sich bereits die erste Bürste befindet.

Drehen Sie die beiden Bürsten gegeneinander. Haben Sie nur eine Bürste verwandt, so drehen Sie diese gegen die Innenwand des Behälters.

Lösen Sie die Bürsten an der vorgesehenen Stelle von dem Halter (Modell Orcellex), in dem Sie den durchsichtigen Anteil des Halters hinunterschieben und verschließen Sie den Behälter. Bei Bürstenmodellen mit fest angebrachtem Bürstenkopf kann der überstehende Stiel mit einer Schere abgeschnitten werden.

Schütteln Sie sacht den Behälter mit den Bürstenköpfen, damit sich die Zellen von diesen im Fixationsmedium lösen.

Der Versand der Proben ist bei Raumtemperatur mittels normaler Post möglich. Entsprechende Versandverpackungen erhalten Sie vom Labor.

Um eine Probe ins das sehr erfahrene FA-Referenzlabor der Universität Düsseldorf zu versenden, gehen Sie bitte wie folgt vor:

• Anforderung von Einsendematerial (frankierte Umverpackung für medizinisches Untersuchungsmaterial, Probenbegleitschein) und telefonische Beratung über das Sekretariat des Funktionsbereichs Cytopathologie der Universität Düsseldorf


Kontakt:
Dr. M. Schramm Martin.Schramm@med.uni-duesseldorf.de Telefon: +49-211-8119346


Adresse:
Funktionsbereich Cytopathologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Gebäude 14.81, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

Hier ist ein direkter Link zum Probenbegleitschein des Labors

Inspektion:
BEMA 01, GoÄ 6

Abstrichentnahme:
BEMA 05, GoÄ3080a

Einsendung Material ins Labor:
Humanmediziner mit Überweisungsschein 6, Zahnmediziner mit Überweisungsschein 6 oder Rezept

Intro-Video Orale Vorsorge in FA
Hands-on: Anleitung Bürstenbiopsie
Mund-Selbstinspektion für PatientInnen
Dr. med. Eunike Velleuer-Carlberg
  • +49 211 8119292
  • velleuer@uni-duesseldorf.de
  • Universität Düsseldorf
Dr. med. Martin Schramm
  • +49 211 8118346
  • Martin.Schramm@med.uni-duesseldorf.de
  • Universität Düsseldorf
Christine Krieg
  • +49 160 977 144 00
  • christine.krieg@fanconi.de
  • Deutsche FA-Hilfe e.V.
Jahre Studiendauer (2006-2018)
0
FA-PatientInnen aus aller Welt
0
Bürstenbiospien von FA-Betroffenen
0
Sensitivität durch Bürstenbiopsie (Cytologie & DNA Ploidie)
0 %
Spezifität durch Bürstenbiopsie (Cytologie & DNA Ploidie)
0 %
Negativer prädiktiver Wert
0 %

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